DIE LADENHÜTERIN #JAPANOLOGIE #GOETHEUNI

EINLEITUNG

Die Ladenhüterin, oder im japanischen Konbini ningen (コンビニ人間), ist eine Geschichte bzw. ein Roman der japanischen Schriftstellerin Murata Sayaka (jap. 村田 沙耶香). Der Roman, der von einer Konbini Angestellten erzählt, wurde 2016 veröffentlicht. Murata Sayaka erhielt im gleichen Jahr den Akutagawa-Preis, Japans wichtigsten Literaturpreis.

Im Fach Literatur- und Kulturgeschichte erhielten wir nun die Aufgabe oben erwähnten Roman zu lesen und anschließend fünf Fragen zu beantworten.

Allerdings gestaltet es sich schwierig, die Fragen zu beantworten und dabei nicht all zu viel von der Geschichte selbst preis zu geben. Wenn Du den Roman noch lesen möchtest, ohne vorher all zu viel über die Geschichte zu erfahren, dann bitte ich dich von hier aus nicht weiter zu lesen.

ZUSAMMENFASSUNG

Das Leben von Keiko Furukura ist relativ überschaubar. Sie arbeitet in einem 24-Stunden Konbini (Convenience Store), hat ein kleines Apartment und lebt für ihren Job als Konbini Angestellte. Allerdings tickt sie nicht wie die Menschen um sie herum. Dies wird schnell klar, nachdem die Autoren einige Anekdoten aus Ihrer Kindheit preis gibt. Auch der beschriebene Alltag und wie Keiko ihre Mitmenschen war nimmt lässt sehr schnell erahnen, dass sie anders gestrickt ist.

Eines Tages fängt Shiraha im Konbini als Aushilfe an und ab diesem Zeitpunkt ändern sich für Keiko alles. Ihr Leben wird vollkommen auf den Kopf gestellt und nichts scheint mehr so wie es einst war.

Murata Sayaka schafft es eine schöne Geschichte zu schreiben die nicht nur allein auf eigenen Erfahrungen fußt. Gleichzeitig stellt sie aber auch eine Kritik an der japanischen Gesellschaft dar. Der Protagonistin kann man, für manch ihrer Eigenarten, nie wirklich böse sein, denn man merkt sofort, dass sie trotz allem ein guter Mensch ist, der einfach nur etwas anders tickt als wir das vielleicht gewohnt sind. Oder uns vielleicht sogar ähnlicher ist, als wir uns selbst eingestehen möchten.

Für mich persönlich hat das Ende, welches ich hier nicht direkt verraten möchte, eine unglaubliche Aufwertung der Geschichte inne. Es ist wie eine Aussage, die bereits mit einem Marker hervorgehoben wurde, die nochmal unterstrichen wird.

FRAGESTELLUNG

Im Anschluss folgen nun die fünf Fragen die wir beantworten sollten. Die Zusammenfassung habe ich extra etwas kürzer gehalten. Wenn ihr die Fragen besser verstehen möchtet, dann empfehle ich euch das Buch vorher zu lesen. Gerne über diesen Link (Amazon Affiliate)

Charakter der Umgebung und des Umfeldes der Protagonistin

Den Beschreibungen der Autorin nach zu urteilen bewegt sich die Protagonistin, Keiko Furukura, in einer typischen Familie der japanischen Mittelklasse. Sie absolviert die Schule, so wie es in Japan üblich ist, und besucht anschließend die Universität. Hier sucht sie sich einen Nebenjob und findet selbigen in einem Convenience Store (Konbini). In diesem, für sie neuen, Umfeld findet sie ihre Bestimmung, denn ihr bisheriges Leben lief nicht wirklich in geordneten Bahnen. Der Konbini ändert diesen Umstand und wird nicht nur zum Mittelpunkt ihres Lebens sondern auch der Handlung.

Schaut man sich die Ortsnamen genauer an kommt schnell der Eindruck auf, als wolle die Autorin nicht, dass die Geschichte in einer der typischen Großstädte Japans spielt. Diese Tatsache soll die Umgebung und die Geschichte selbst nicht beeinflussen oder beeinträchtigen. So ist der Leser auch nicht davon abgelenkt. Er konzentriert sich voll und ganz auf die Handlung und die einzelnen Charaktere.

Murata Sayaka beschreibt ihre Nebencharaktere, die in einer Beziehung zur Protagonistin stehen, nur sehr oberflächlich. Gerade so, dass man sich ein grobes Bild der Person machen kann und diese in das jeweilige Umfeld, wie den Convenience Store oder Keikos Familie, einordnen kann. So kann sich der Leser immer ein genaues Bild der jeweiligen Situation machen. Verweilt aber nicht all zu lange bei ihr. Es sein denn es handelt sich um den Convenience Store oder später das Apartment der Protagonistin.

Verhältnis zwischen der Protagonistin und ihren Mitmenschen

Keiko Furukura analysiert immer wieder die Eigenarten ihrer Mitmenschen und versucht sie nachzuvollziehen. Allerdings zeigt sich bereits in der Kindheit, dass ihre Denkmuster außerhalb der gesellschaftlich anerkannten Normen liegen. So zum Beispiel beendet sie den Streit zweier Mitschüler, nach der Aufforderung andere sie mögen doch bitte aufhören, mit einer Schaufel und jeweils einem Schlag auf den Kopf der beiden Streitenden. Sie kann allerdings nicht ganz nachvollziehen, wieso dieses Verhalten ihr Ärger einbringt, denn sie folgte doch nur den Aufforderungen der anderen, dass der Streit aufhören soll. Bei einigen Ihrer Kolleginnen im Konbini ahmt sie sogar deren Art zu sprechen oder deren Verhalten nach. Bei manchen geht sie sogar soweit und eignet sich deren Kleidungsstil an.

Auf der anderen Seite sehen ihre Mitmenschen Keiko Furukura als eine angenehme Kollegin und finden es oft nur etwas merkwürdig, dass sie bereits so lange in einem Convenience Store arbeitet. Von Zeit zu Zeit ertappen sie sie dabei, wie sie ihre Mitmenschen nachahmt und deren Art zu sprechen imitiert, allerdings nimmt ihr das niemand böse.

Beschreibung und die Ansichten des männlichen Protagonisten

Shiraha hat sich seine eigene Welt zusammen gestellt und findet sich in dieser absolut ungerecht behandelt. Mit der gesellschaftlich anerkannten Normalität kann er sich nur schwer arrangieren und fällt immer wieder aus dem Rahmen. Dies macht sich vor allem in seiner Arbeit im Konbini und auch später im Umgang mit Keiko bemerkbar. Immer wieder zitiert er Verhaltensmuster zwischen Mann und Frau aus der Jômon-Zeit. Auf der einen Seite kritisiert er, dass diese Verhaltensmuster heute immer noch existent sind, aber auf der anderen Seite verlangt er genau diese Art von Verhalten, wenn es um die Beziehung von Mann und Frau geht. Es scheint nicht so, als wäre er sich selbst dieser Doppelmoral bewusst und so sind seine widersprüchlichen Aussagen oft etwas unpassend, gerade wenn mit seinen Kollegen im Convenience Store aufeinander trifft.

Im Verlauf der Geschichte zeigt sich, dass er es schafft mit Keiko eine Art der Beziehung ein zu gehen, die genau in seinem Sinn ist. Er bringt Keiko sogar dazu, genau diese Art der Beziehung mit ihm einzugehen, damit auch sie in ihrem Umfeld eine gewisse Normalität vorzeigen kann. Sie lässt sich von ihm, aus ihrem gewohnten Umfeld, vollkommen heraus reißen und so verändern, dass es zu seinem Lebensstil und seiner Vorstellung einer Beziehung passt.

Zuordnung des Textes zum „Transhumanismus“

Nimmt man den Convenience Store als eine Art technologische Erweiterung, dann kann man den Text dem Transhumanismus zuordnen. Die Protagonistin merkt, nach ihrem kurzen Ausflug in eine gesellschaftlich anerkannte Normalität, dass der Convenience Store sie erst vervollständigt. Ohne ihn fühlt sie sich nicht als Mensch. Die dortigen Abläufe, Regel und die Arbeit als eine Angestellte geben ihrem eigenen Leben erst den entsprechenden Sinn. Oft beschreibt sie auch die Geräuschkulisse, hervorgerufen durch verschiedenen Töne der Kasse oder der Klingel wenn jemand den Laden betritt, als wohltuend und dass sie erst mit dieser einschlafen kann. Sie sieht sich selbst nicht als jemand der in einem Convenience Store arbeitet sondern als jemand, der zu diesem Convenience Store gehört, ein Teil davon ist.

Am Ende der Geschichte, durch ein Erlebnis in einem anderen Convenience Store, merkt Keiko, dass sie nicht mehr zu den normalen Menschen gehört. Das Leben, welches sie mit Shiraha führt und für alle anderen so normal scheint, ist nicht ihrs. Für sich selbst stellt sie fest, dass sie nicht mehr nur ein Mensch ist, sie gehört jetzt zur Spezies des Convenience Store Angestellten.1 Diese Evolution kann durchaus den technischen Begebenheiten, aber auch den vielen Regeln und Eigenarten eines Convenience Stores, zu geschrieben werden.

Deutung der Welt aus der Sicht der Protagonisten und die vermutliche Message der Autorin

Beide Protagonisten, sowohl Keiko Furukura als auch Shiraha, haben ihre eigene Vorstellung von Normalität. Allerdings lässt Keiko sich aus ihrer Normalität heraus reißen, da sie glaubt, dass sie mit Shiraha auch ein Leben führen kann, welches gesellschaftlich anerkannt ist. Sie möchte aber auch den Wünschen ihrer Familie gerecht werden. Ihr ganzes Leben lang hat sie, so dem Anschein nach, schon Probleme verursacht und ihrer Familie Sorgen bereitet. Diesem Umstand möchte sie, durch ein Zusammenleben mit Shiraha, ändern.

Doch zum Schluss merkt sie, dass es nicht allein darum geht der Familie und der Gesellschaft ein gutes Mitglied zu sein, es geht darum auch für sich selbst einen Platz zu finden. Hier setzt auch die Kritik der Autorin ein. Sie möchte aufzeigen, dass es nicht alleine nur um die Gesellschaft geht und übt an deren Strukturen Kritik. Mit ihrer Erzählung zeigt sie, dass man auch ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sein kann ohne all ihren vorgefertigten Formen zu folgen. Ein Aufruf zu mehr Individualität innerhalb der Gesellschaft ist nichts schlimmes und heißt nicht gleich, dass man einen Menschen deshalb ausstoßen muss.

ABSCHLUSS

RÉSUMÉ

Die Geschichte um Keiko Furukura hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es ist eine angenehme Balance zwischen Kritik und der geschmeidigen Erzählung vom Leben einer Konbini Angestellten.

Wie bereits erwähnt ist gerade das Ende wirklich gelungen. Es hat mich überrascht, denn einiges wies darauf hin, dass es doch in die Standard Richtung geht aber nein, Keiko hat dann doch nochmal die Kurve gekriegt, wirklich sehr gelungen.

LITERATUR

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nie die große Leseratte war. In der Schule nicht und im späteren Leben eigentlich auch nicht. Natürlich habe ich Bücher gelesen aber immer nur sehr sporadisch. Später im Beruf dann eher Handouts für Projekte oder Verträge. Oft hab ich für meine Hobbys so einiges gelesen, gerade wenn es um Dokumentationen oder auch Anleitungen ging.

Doch jetzt, durch das Fach Literatur- und Kulturgeschichte, hab ich die japanische Literatur ein wenig für mich entdeckt und bisher bin ich sehr begeistert. Zur Zeit verschlinge ich die Kurzgeschichten von Murakami Haruki.

Worauf ich hinaus will ist, dass Die Ladenhüterin, zusammen mit einem Teil von Ôe Kenzaburôs Hiroshima Notes, eine initial Zündung darstellen und sich allein deswegen mein Studium schon bezahlt gemacht hat.

ANMERKUNG

Dieser Artikel gehört zu einer meiner Hausarbeiten im Fach Literatur- und Kulturgeschichte des 2. Semesters der Japanologie. Wie es dazu kommt, dass ich das hier online stelle, erfahrt ihr hier.

Meine hier aufgezeigte Arbeit erhebt auf keinen Fall den Anspruch der Vollständigkeit. Auch ist sie keine Garantie für eine gute Note. Sprecht mit euren Dozenten über die genau Form und den Inhalt der verlangten Arbeit.

DATENSCHUTZ

Habe den Artikel ein wenig abgeändert und zwar aus Gründen des Datenschutzes. Die Fragen, mit denen wir diese Aufgabe erledigen sollten, kamen von unserer Professorin in einer nicht öffentlichen Veranstaltung und da war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich diese noch verwenden darf. Daher habe ich die Zwischenüberschriften, die eigentlich die Fragen darstellen sollen, etwas abgeändert. Der Sinn wird dadurch nicht verändert!

Meine eigenen Texte sind natürlich unverändert, denn hier darf ich ja selbst bestimmen was damit geschieht.


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Mike

Japanologie und Soziologie Student an der Goethe Uni Frankfurt. Geboren 1979 in eine Zeit die von Star Wars, Pixeln und Zeichentrick Serien geprägt war. Nerd mit Herz und aus Leidenschaft. Cineast, Comic Liebhaber mit einem Faible für Marvel. Videospiel- und Serienjunkie, geformt in einer Zeit die heute als Retro bekannt ist. Führt eine Liebesbeziehung mit Japan, der Kultur und dem Nerdtum. Foodie mit Leib und Seele.

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